Rückblick auf die Lesung mit Moritz E. Wigand auf dem Bietzerberg im Saarland am 4.10.2017

Rückblick auf die Lesung mit Moritz E. Wigand auf dem Bietzerberg im Saarland am 4.10.2017

Äpfel, Jugend und Gitarrenklang

Moritz E. Wigand las auf dem Bietzerberg

Höhepunkte gibt es auch dort, wo man sie nicht erwartet. Am Tag nach dem Fest der deutschen Einheit erwuchs plötzlich ein solcher Höhepunkt auf dem Bietzerberg, einer versprengten Muschelkalk-Kuppe von der anderen Seite der Saar. Dort bemühen sich drei Dörfer, ihre Zukunft zu meistern und setzen auf Solidarität. Sie entwickeln ein "Mehrgenerationendorf", in dem jeder Mensch, so krank und hilfsbedürftig er auch ist, bis zur letzten Minute bleiben kann, weil die Bürger sich gegenseitig helfen.Sie setzen auch auf die Wirkkraft der Kultur und haben zu diesem Zweck einen "literarischen Stammtisch" eingerichtet, der in jedem der Dörfer einmal im Jahr stattfindet. Am 4. Oktober 2017 hatten sie eine jungen Mann gebeten, seine Erlebnisse wiederzugeben, die ihm in der großen weiten Welt begegnet waren.

Moritz E. Wigand berichtete über seine Studienjahre in Deutschland, Frankreich und in den Vereinigten Staaten. Zwischen den Texten, die früher als Kolumnen einer großen Tageszeitung erschienen waren und die jetzt als Buch vorliegen ( "Spinnen, Blut und Champagner" ), spielte er klassische Musik auf seiner Gitarre. Die überwiegend älteren und ländlichen Bürger wurden von der Jugend und Frische seiner Berichte angesteckt.

Sehr viele, unerwartet viele, waren gekommen. Wo bisher maximal 20 Besucher Platz gefunden hatten, waren es jetzt 59: auf rasch zusammengesuchten Stühlen und Bänken, auf der Leiter an der Wand und auf einer Abdeckplatte über dem Gang in die Tiefe. Das alles fand in einer Kelterei statt, rund um den Riesen- Bottich, in den die Bio-Äpfel des Obstwirts kommen, bevor sie zu Apfelsaft werden. In der Pause öffnete sich die Rückwand der Kelterei, die zuvor durch einen Rollladen verschlossen war, und die vielen Besucher gingen nach draußen zwischen die Säcke und Kisten mit den frisch gepflückten Äpfeln, auch an den Stand mit Apfelwein und Elixieren aus heimischen Kräutern und Unkräutern. Es war ein Kommen und Gehen und Austauschen unter dem Vollmond, der über dem kleinen Dorf vor dem aufstrebenden Berg lag.
Vielleicht wird so die Zukunft gemacht.
Nach der Pause wurde es immer schöner und inniger. Die gekommenen Leute, die vorher in der Mehrzahl wohl nur ausnahmsweise zu kulturellen Veranstaltungen gegangen waren, rückten immer mehr zusammen.
Zuletzt bildeten alle zusammen eine beglückte Familie, und der Keltermeister gab dem Mann des Abends, Moritz E. Wigand, zum Abschied eine signierte
Flasche seines neuesten Apfelweins mit, dessen Name auf den Geist des Abends zutraf: "Gudd Zeisch"( Übersetzung: "Gutes Zeug" ).

Autor: Wolfgang Werner


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